Am Platz der Alten Synagoge in Freiburg spiegelt sich die neue Universitätsbibliothek im Gedenkbrunnen, der die Umrisse der Synagoge andeutet, die am 9. November 1938 geschändet und später zerstört wurde.
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland-
Bildungs-Projekt der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Freiburg
Im Rahmen der Kölner Stiftung „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland „haben wir zu unserer großen Freude die Zusage für dieses Projekt erhalten .
Ausgehend von einer Analyse der aktuellen gesellschaftlichen Situation
kommen wir zur Wahrnehmung einer deutlichen Polarisierung und zunehmenden
Ausprägung verschiedener menschenfeindlicher
gesellschaftlicher Manifestationen, insbesondere auch den
Antisemitismus betreffend.
Die aktuelle Pandemielage und die nachfolgende Zeit lassen nicht erwarten,
dass sich diese Situation schnell bessert. Im Gegenteil .
Wie schon in der Geschichte bei
ähnlichen Konfliktlagen rechnen wir mit einer Steigerung der entsprechenden Aktivitäten und einer weiteren Verankerung
von antisemitischen und damit demokratiefeindlichen Strukturen
in weiten Teilen der Gesellschaft, sowie einer weitere Allianz von
Gruppen, die bisher relative Distanz hielten. Ein probates
Mittel hierfür sind Verschwörungsnarrative und die damit
einhergehende Konstruktion einer ,,alternativen" Realität
als Wahrnehmungs-, Empfindungs- aber auch als
Handlungsgrundlage.
Dazu kommt als Problem schon vorhandenes , teilweise sehr rudimentäres bis
philosemitisches Wissen über Judentum, seine Inhalte, seine
Diversität in Geschichte und Gegenwart und ganz besonders
der Nichtwahrnehmung jüdischer Sozialethik.
Beginnend mit unserer pandemiebedingten online -Eröffnungsveranstaltung am Sonntag dem 13. Dezember um 17 Uhr, entwickeln wir über die Dauer eines Jahres verschiedene online - Formate zur Bildung und Vermittlung jüdischer Diversität in Geschichte und Gegenwart für Kinder ab 5 Jahre bis junge Erwachsene mit 25 Jahren. Hier geht es um Kurzvideos, Kinder- und Jugendkonferenzen online, Aufarbeitung von Kinder- und Jugendliteratur, Präsentationen und interaktive Formate in unterschiedlicher Aufmachung. Hierzu wird es eine eigene Internetseite, einen youtube Kanal und evtl. weitere Formate entsprechender Medien geben. Ergänzt wird dies aus Bildungsbestandteilen des Konzepts zur Shoa Education nach Yad Vashem, auch mit einer entsprechenden Kooperation. Der Focus liegt dann nicht nur in der Vermittlung des Wissens zur Shoa, sondern auch auf der Stärkung des Demokratiebewusstsein.
Die Zielgruppe sind sowohl jüdische als auch nichtjüdische Kinder und Jugendliche. Die Formate sollen vor allem Lust auf mehr machen und eine andere Form des Lernens anbieten als gemeinhin üblich, wenn es um diese Themenkomplexe geht.
Eine Zusammenarbeit mit dem in der Entwicklung befindlichen Freiburger Dokumentations- und Bildungszentrums zur NS-Geschichte, deren Vorläufer und Nachwirkungen, ist bereits vereinbart.
Die Formate sollen auch für den Schulunterricht oder für die
Nutzung von Multiplikatoren der sozialen Arbeit, sowie Bildung und Erziehung
geeignet sein.
Inhaltliche Stichworte sind die Vielfalt jüdischer Denk- und Kulturansätze, religiöse Inhalte, jüdische Sozialethik, Geschichte jüdischen Lebens, darunter auch
Shoa Education und die Auswirkungen hinsichtlich des Verständnisses der
Shoa, aber auch des Verständnisses für demokratische
Lebensstrukturen, immer jeweils altersgerecht aufgearbeitet.
Eine Orientierung für uns ist
die zentrale Aussage Theodor W. Adornos zur Entwicklung einer
Pädagogik nach der Shoa: „.dass Auschwitz nicht mehr
sei...", als oberste Maxime von Erziehung und Bildung.
Didaktisch verwenden wir weitgehend die Prinzipien des
Konzeptes von Yad Vashem zur Shoa Education, sowie
pädagogisch didaktische Grundlagen von Martin Buber und
Janusz Korczak.
Sylvia Schliebe
Beratungsbüro gegen Antisemitismus
Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher Freiburg